Die einheitliche Währung machte Fortschritte, und bald schon sollte dies greifbar werden, in Form von Euro-Banknoten und -Münzen. 1998 waren die Beitrittsverhandlungen mit zwölf Bewerberländern eröffnet worden – die Großerweiterung gewann an Fahrt. Die letzte Europawahl des 20. Jahrhunderts fand an einem politischen Scheideweg statt, und ihr Ergebnis sollte weitreichende Folgen haben.
Nach fast einem halben Jahrhundert europäischer Einigung und zehn Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges schien der Friede sicher zu sein, doch der Krieg im Kosovo rief – wie zuvor auch schon die Jugoslawienkriege – grausam ins Gedächtnis, wie brüchig er im Grunde war. Dadurch, dass die EU in der Außenpolitik stärker die Muskeln spielen ließ, schien sie dem Kontinent Stabilität verleihen zu können. In die anschließende Wahlperiode fiel die Unterzeichnung des Vertrags von Nizza im Jahr 2001, mit dem der Vertrag von Maastricht von 1992 und die Römischen Verträge von 1957 geändert wurden. Eines der Ziele dieses neuen Vertrags bestand darin, die EU auf die größere Mitgliederzahl vorzubereiten.
Die Wahlbeteiligung lag bei 58 %. Die Französin Nicole Fontaine wurde 1999 für die erste Hälfte der Wahlperiode zur Parlamentspräsidentin gewählt, 2002 übernahm der Ire Pat Cox das Amt. Die Abgeordneten erlebten, wie am 1. Januar 2002 das Euro-Bargeld in Umlauf gebracht wurde. Sie wurden Zeugen der Einrichtung des Konvents zur Ausarbeitung der europäischen Verfassung, aber auch großer Herausforderungen für die Europäische Union als Akteur auf der Weltbühne. Die Anschläge vom 11. September 2001 in New York und Washington machten den Kampf gegen den Terror so dringlich wie nie zuvor.
Der Einmarsch der USA in den Irak spaltete die EU-Staaten in zwei Lager – das derjenigen, die auf der Seite der Vereinigten Staaten standen, und das derjenigen, die kritisch blieben – und führte sogar dazu, dass man geringschätzig zwischen dem „alten“ und dem „neuen“ Europa unterschied!